Wo die frische Luft zu Hause ist

Von Bernd Festerling

Zu Besuch bei Familie Koch: Dort machen energiesparende Wohnungs­lüf­tungssysteme die Fensterlüftung überflüssig. Die Anlagen liefern kontinuier­lich frische Raumluft und stoppen Schimmelbildung

Bei der Sanierung ihres Reihenhauses hatte die Bremer Familie Koch (Namen von der Redaktion geändert) den richtigen „Riecher“: Eine Wohnungslüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sollte fortan für gute Luft sorgen. Wenn sanieren, dann auch richtig! Heute freuen sich Mama, Papa samt den drei Kindern über gesunde Wohlfühl-Atmosphäre in ihrem Heim. Und über das gute Gewissen, beim Lüften keine Wärme mehr zu verschwenden.

Was kitzelt da unten bloß an den Füßen? Natürlich, Jonathan! Das jüngste Familienmitglied ist unbemerkt unter den Tisch abgetaucht. Höchst interessant, die fremden Socken. Jonathan fühlt sich pudelwohl auf dem warmen Holzfußboden. Das langweilige Gerede über Luftansaugöffnungen, Wärmerückgewinnung, Filter und Kanäle ist nicht sein Thema. Großer und kleiner Zeh des Besuchers machen eindeutig mehr Spaß. Jonathan strahlt. Vielleicht hat sein Wohlbefinden ja auch etwas mit dem Gerede von Mama, Papa und den fremden Socken zu tun? Gerade quatschen die über die kleine, runde Öffnung über der Wohnzimmertür. „Ich war schon immer ein Frischluftfanatiker“, bekennt Papa Jürgen. „Deshalb musste ich auch früher jede Stunde die Fenster öffnen. Allein aus diesem Grund ist unsere Lüftungsanlage jetzt genau das Richtige“, freut sich der junge Familienvater. „Lüften per Hand ist passé und trotzdem haben wir frische Luft!“

Wohnraumlüftungssystem macht kaum Geräusche

Auch Mama Sara ist mittlerweile überzeugt von der automatischen Wohnungslüftung. „Ich wusste gar nicht, dass es diese Technik gibt“, erinnert sie sich an die Zeit davor: „Als wir auf die kontrollierte Wohnungslüftung stießen, waren die Argumente einfach bestechend. Ich hatte jedoch Bedenken hinsichtlich der Lautstärke. Ich höre aber jetzt nur ein ganz leises Rauschen, und auch nur, wenn es absolut ruhig ist. Aber wann ist es schon ruhig in einem Drei-Kinder-Haushalt?“ Sara Koch schätzt die einfache Steuerung bzw. Nicht-Steuerung der Lüftungsanlage. „Wir lassen sie einfach so, wie sie für fünf Personen berechnet und eingestellt wurde. Und wenn abends länger Besuch da ist, drücken wir die Party-Taste. Die gibt es wirklich, die Taste. Die Party nicht immer“, lacht sie.

Sara Koch kann über das zentrale Bedienelement der Lüftungsanlage die Grundeinstellungen verändern – z. B. die „Partytaste“ betätigen

Kontrollierte Wohnraumlüftung ist energetisch konsequent

Auf die Idee mit ständig frischer Luft brachte die Kochs der Architekt ihres Vertrauens. 2012 erwarb die Familie ein in die Jahre gekommenes Bremer Reihenhaus. Eine gründliche Renovierung stand an. Dabei legte die Familie großen Wert auf energiesparende Maßnahmen. Neben einer Außendämmung, neuen Holzfenstern mit Dreifachverglasung sowie moderner Gas-Brennwertheizung machte ihnen der Architekt und Bauleiter einen „erfrischenden“ und gleichzeitig folgerichtigen Vorschlag: Wenn schon für den Erhalt der Wärme so viel Sorge getragen wird, dann sollte doch auch ihr Verbleib im Haus gesichert werden. In einem Niedrigenergiehaus Wärme beim Lüften einfach aus dem Fenster zu lassen, mache wirklich keinen Sinn. Zusätzlich schaffe man durch die kontrollierte Wohnungslüftung eine gesunde Wohnatmosphäre, gerade für die Kinder, und man vermeide Schimmel. Alles gute Argumente fanden die Kochs …

Zentrales Lüftungsgerät steht im Keller

Das Rohrsystem der im Keller installierten Lüftungsanlage, inklusive Schallschutz, sorgt oben für angenehme Wohnatmosphäre
Der Hausherr vor dem „Herzstück“ der Anlage: Am zentralen Lüftungsgerät im Keller können Filter einfach eingeschoben werden

Der Vorschlag des gut informierten Architekten fiel auf fruchtbaren Boden: Der zentrale Lüftungsapparat mit Ventilator, Wärmetauscher und Filtereinsätzen steht jetzt im Keller der Kochs. Von dort aus werden die drei bewohnten, oberen Etagen über schallgedämpfte Metallrohre, die noch im Keller in Kunststoffschläuche übergehen, kontinuierlich belüftet. Abgehängte Decken in den Fluren machen die Luftkanäle unsichtbar. Angesaugt wird die frische Luft von der Gartenseite, die verbrauchte Luft verlässt zur Straße hin das Haus. Wo die meiste Feuchtigkeit anfällt, in Küche und Badezimmer nämlich, sorgen jeweils zwei Ansaugöffnungen für den Abzug der gesättigten Luft. Um die Zirkulation der frischen Luft im ganzen Haus zu gewaehrleisten, wurden zudem die Türblätter unten abgehobelt.

Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung

Hat sich der Aufwand mit der frischen Luft gelohnt? „Eindeutig ja“, sind sich Mama und Papa Koch einig. „Wir haben keinen Lüftungsstress mehr und genießen den Komfort. Und die gute Luft!“ Die gute Luft, na klar – gerade als Jonathan eindringlich den linken, großen Zeh untersucht, wird es auch dem Besucher bewusst. Etwas ist anders als in anderen Wohnungen: Es riecht besser! „Typisch“, würde Jonathan sagen, „vor lauter Gequatsche das Wesentliche vergessen“. Vielleicht ist es ja mit der frischen Luft in den eigenen vier Wänden wie mit dem Fortschritt an sich: Es dauert, bis er sich durchsetzt. Dann aber begegnet man ihm immer wieder: „Wenn wir mit Freunden über unsere Lüftungsanlage reden“, so Sara Koch, „kennt garantiert einer einen, der auch eine hat. Viele betreiben auch eine dezentrale Anlage. Damit können einzelne Räume belüftet werden“, erkärt sie. Ihr „Riecher“ hat die Kochs nicht getrogen: Automatische Wohnungslüftung ist gerade in Zeiten der Energiewende stark auf dem Vormarsch.

Weitere Homestories

Das Sparschwein auf dem Dachboden